Sonntagabend geht das Lichtfest Hannover leuchtet zu Ende. Ein Interview mit dem Organisator und Ideengeber Felix Reinhold:

Herr Reinhold, Tausende haben trotz der Kälte in den vergangenen Nächten das Lichtspektakel an elf Stationen in der Innenstadt bestaunt. Wird es das im kommenden Jahr wieder geben?
Alle Lichtkunstfestivals, die einigermaßen gut gestartet sind, sind im zweiten Jahr durch die Decke gegangen, sowohl mit Blick auf den Publikumszuspruch wie auch wirtschaftlich betrachtet. Also: Ja.

Was schätzen Sie: Wie viele Besucher haben sich den Parcours angeschaut?
Wir sind von der Resonanz überwältigt, wir schätzen, dass 70 000 bis 80 000 Menschen die Lichtinstallationen gesehen haben. Die Kurve ging von Mittwoch bis zum Wochenende steil in die Höhe.

Die Idee zu dem Projekt kommt ja aus Berlin…
Inspiriert worden bin ich von „Berlin Leuchtet“. Konkret mit den Planungen begonnen haben wir erst im Januar dieses Jahres.

Von einigen kleineren Objekten waren die Leute anfangs nicht so begeistert, wie haben Sie darauf reagiert?
Wir haben die Lichtdusche am Maschsee-Fackelträger durch zusätzliche Scheinwerfer besser in Szene gesetzt, wir haben die Lichtinstallation rund um Lichtschwein und Kröpcke-Uhr verbessert, wir haben an der Marktkirche zusätzlich ein Videomapping auf ein benachbartes Hotel gebracht, weil vielen Leuten das lange Warten vor dem Puzzle-Container nicht gefiel, und wir haben den Twinkle-Light-Bus als zusätzlichen Hingucker vor der HDI-Arena geparkt. Ein Stück weit war das Ganze eine Operation am offenen Herzen, wir haben versucht, alle Kritikpunkte aufzugreifen und zeitnah aus der Welt zu schaffen.

Welche Schauplätze kamen bei den Besuchern besonders gut an?
Nach unserer Beobachtung war es am Opernhaus, am Landesmuseum, der Basilika St. Clemens und am NDR-Funkhaus sehr voll. Doch auch einige andere Stationen sind auf viel Zustimmung gestoßen.

Hat der von Ihnen persönlich kreierte Laser-Light-Faden funktioniert?
Auf jeden Fall, wobei die Wirkung sich erheblich steigert, wenn man die Strahlen von einem erhöhten Standpunkt aus betrachtet. Ein Besucher beschrieb den Anblick vom Kronsberg aus als besonders eindrucksvoll. Immerhin haben wir in Hannover mit sieben Zielpunkten den größten Laser-Light-Faden in ganz Deutschland installiert.

Und wie wurden die Führungen angenommen?
Sehr gut. Wir haben rund 2400 Führungen per Segway, im Bus und zu Fuß verkauft.

(…)

Sie haben sich geärgert, dass die Stadt die Straßenlaternen während der Lichtkunst-Zeiten nicht ausgeschaltet hat.Die Stadt meint, der Veranstalter hätte diesen Wunsch zu kurzfristig geäußert. Was stimmt?
Wir haben das Thema tatsächlich erst drei Tage vor Beginn des Events vorgebracht, weil die Abstimmung mit den Vorgaben und Wünschen der Künstler erst spät abgeschlossen war. Die Wirkung der Licht- und Videoinstallationen ist natürlich viel größer, wenn die Straßenlampen ausgeschaltet sind. Aber das werden wir nächstes Mal sicher rechtzeitig geregelt bekommen.

Wie teuer war das Projekt? Welche Kosten wurden von den 34 Sponsoren und Partnern gedeckt – und wie viel ist übrig geblieben?
Der Umsatz bewegt sich im sechsstelligen Bereich. Doch obwohl uns viele Firmen ganz großartig unterstützt haben, Leistungen ganz umsonst erbracht haben oder uns mit günstigen Einstiegspreisen entgegengekommen sind, und obwohl uns etliche Künstler Sonderkonditionen gewährt haben, werden wir mit einem Minus abschließen.

Aber trotzdem wollen Sie der HAZ-Weihnachtshilfe spenden?
Wir rechnen mit einem mittleren vierstelligen Betrag.

Sie erwähnten bereits, dass „Hannover Leuchtet“ 2019 eine Neuauflage erfahren soll? Was wird sich ändern?
Wir haben eine Reihe von Gebäuden im Blick, die wir gerne in das Festival einbeziehen würden. Dazu zählen das Neue Rathaus, der Platz rund um die Marktkirche, das Anzeiger-Hochhaus, das Hohe Ufer mit Beginenturm und Historischem Museum sowie die beiden Fernsehtürme. Hier werden wir mit der Stadt und den jeweiligen Eigentümern frühzeitig Kontakt aufnehmen. Außerdem wollen wir künftig an allen Stationen große Infotafeln aufstellen, damit auch Besucher ohne Programmheft etwas über die Künstler und ihr Werk erfahren.

In Berlin werden im Laufe eines Monats an die hundert Gebäude beleuchtet. Träumen Sie für Hannover von ähnlichen Dimensionen?
Auf keinen Fall, mehr als 20 Gebäude sollten es in Hannover nicht sein, zudem wird es bei fünf Tagen bleiben. Mehr können wir als relativ kleine Veranstaltungsfirma mit rund zehn Mitarbeitern auch gar nicht stemmen.

Die Stadt Hannover hat sich in diesem Jahr noch geziert, das Projekt aktiv mitzugestalten. Darum konnten Sie einige Ihrer Wunschgebäude nicht in das Festival einbeziehen. Wie stehen die Chancen für 2019?
Ich bin optimistisch. Das Lichtkunstfestival hat so viele begeisterte ­Reaktionen beim Publikum ausgelöst und ist für das Image der Stadt sicher enorm förderlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir im nächsten Jahr nicht zusammenkommen.

Was halten Sie von der Idee, das Lichtkunstfestival künftig im Oktober stattfinden zu lassen? Dann sind die Abende wahrscheinlich nicht so bitter kalt.
Wir müssen uns mit den Künstlern abstimmen, die bei ähnlichen Festivals in Berlin, Potsdam und Weimar mitmachen. Insofern dürfte das mit dem Oktober in 2019 schwierig werden, wahrscheinlich landen wir wieder im November. Es haben schon Busunternehmen angerufen, ob sie im nächsten Herbst Touren zum hannoverschen Lichtkunstfestival anbieten können – in wenigen Tagen werden wir einen konkreten Termin für die Neuauflage nennen können.

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